Gedenken gestern und heute

Betrachtet man, welche Bevölkerungsgruppen öffentlich an die Holocaust-Opfer gedenken, dann ist sachlich festzustellen, dass es in der Regel die Söhne und Enkel der Tätergeneration sind, die den ermordeten Minderheiten gedenken. Das ist gut und wichtig! Man muss sich jedoch deutlich machen, dass diese lediglich wissen wie man "heroisch" der eigenen Verstorbenen gedenkt.

Dies resultierte in der Vergangenheit in großen Grabsteinähnlichen Gedenkstätten, gefüllt mit vorurteilsvoller Symbolik. 

Die Nachkommen der Ermordeten wurden in die Enstehungsprozesse eines Mahnmals in der Regel nicht eingebunden. In manchen Fällen wurden die Opfergemeinden/-verbände sogar gebeten, sie sollen sich an den Kosten beteiligen oder diese gar komplett übernehmen, man Gedenke ja schließlich Ihrer Toten. Um es dem Leser zu verdeutlichen: Erst ermordet man die Eltern und dann bittet man die Kinder zur Kasse für einen "Grabstein" bei dem sie kein Mitspracherecht haben.

Besonders demütigend ist dabei häufig die Platzierung der vergleichsweise kleinen Holocaustmahnmale in sichtbarer oder direkter Nachbarschaft zu den weitaus größeren Kriegerdenkmälern. Auch hier sollte sich der Leser im Klaren sein: Man platziert die Opfer nahe oder neben den Tätern.

Holocaustmahnmal Simmern von 1988

Holocaustmahnmal Berlin-Schöneberg von 1963

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Links das große reichgeschmückte Kriegerdenkmal. Daneben das wesentlich kleinere Holocaustmahnmal in Bruschied von 1986

Über Jahre hinweg erkämpften sich die Opferverbände ihr Mitspracherecht. Die Art des Gedenkens wandelte sich weg vom Grabstein, hin zum interaktiven Objekt, welches den Betrachter aktiv mit einbeziehen sollte. Die Reflexion der eigenen Rolle in der Gesellschaft ist das Ziel, sowie die Fokusierung auf die ermordeten Personen.

Andernacher Spiegel-Container von 1996 - Copyright: Frank Winkelmann

Besonderheit: die verspiegelten Wände im Innern sind mit Namen versehen. Beim betreten wird man Teil des Ganzen.

Berlin Steglitz Spiegelwand - Copyright

Besonderheit: Die mehrere Meter lange Wand mit Namen und Todesdaten spiegelt auch den Betrachter wieder.

Glaskubus Mannheim - Künstler: Jochen Kitzbihler - Copyright

Besonderheit: Die im Innern eingravierten Namen zeigen sich dem Betrachter spiegelverkehrt. Er wird zur Beschäftigung mit der Inschrift angeregt.

Shoah-Mahnmal Herne 2010 - Copyright

Besonderheit: Fokusierung der Namen. Der Betrachter wird dazu angeregt sich den Glas-Okularen zu nähern um die Namen im Innern zu lesen.

Krokodilsträne 2023 - Copyright: Niklas Frank

Dieses privat aufgestellte und finanzierte DENKmal ist in vielerlei Hinsicht besonders. Hier geht es um die Auseinandersetzung mit der Gedenkkultur an sich im deutschsprachigen Raum. Der Betrachter wird dazu angeregt seine Absicht zum Gedenken zu reflektieren. Auftraggeber ist Niklas Frank, Sohn des "Schlächters von Polen". Die Träne kann gemietet werden!