Die Ermordeten


Als Herr Kästel die Errichtung eines Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Männer und Frauen in Geinsheim vorschlug, überreichte er auf Basis seiner langjährigen Forschung eine Liste, auf der 31 Personen mit Bezug zu Geinsheim vermerkt waren. Die Mehrheit von ihnen wurde in der Shoah/im Holocaust ermordet. Zwei Frauen wurden im Rahmen der „Euthanasie“ in der Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster ermordet und ein Mann wurde aus sozialrassistischen Motiven in das Konzentrationslager Neuengamme verschleppt, wo er starb. Nähere Informationen über die Verfolgungshintergründe finden Sie unter „die NS-Zeit in Geinsheim“. Hier an dieser Stelle sollen die Personen im Fokus stehen, die noch 1933 in Geinsheim lebten und durch den Nationalsozialismus verschleppt oder deportiert und ermordet wurden.

Zwischen 1933 und 1945 wurden von Geinsheimern folgende Mitmenschen denunziert, verraten, bestohlen, misshandelt und/oder an die NS-Maschinerie übergeben:

Becker, Barbara

geb. 21.5.1901 in Geinsheim. Am 2.12.1943 wurde sie im Rahmen der „Euthanasie“ in der Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster ermordet.


Brinker, Siegfried

geb. 22.2.1921 in Geinsheim. Als Geinsheimer Schulkind lebte er bei seiner Großmutter Berta Röthler. Siegfried zog zu einem unbekannten Zeitpunkt nach Berlin. Er wurde am 26.6.1942 im Vernichtungslager Maly Trostinec ermordet. Ein Klassenfoto von 1931 befindet sich hier


Eichberger, Eva 

geb. 4.5.1885 in Geinsheim, wurde am 4.5.1943 – an ihrem 58. Geburtstag – im Rahmen der „Euthanasie“ in der Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster ermordet.

Ein Bild von ihr von ca. 1895 findet sich hier.


Eichberger, Jakob 

geb. 20.3.1909 in Geinsheim, starb am 15. Juni 1941 im Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg. Seine Ermordung steht in Verbindung mit der sozialrassistischen Verfolgung. 


Grünebaum, Betty geb. Löb

geb. am 10.7.1880 in Geinsheim. Betty wurde im Rahmen der Bürckel-Wagner-Aktion vermutlich zuhause in Geinsheim abgeholt und von der Pfalz aus nach Gurs deportiert. Im August 1942 wurde sie über Drancy in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Wahrscheinlich ist sie kurz nach ihrer Ankunft am selben Tag ermordet worden.


Mané, Alfred 

geb. 8.6.1886 in Geinsheim und 

Amalie geb. Schott

geb. 9.1.1892 in Pfaffen-Beerfurth (Hessen)

Das Ehepaar Mané zog 1938 nach der Reichsprogromnacht, in der Alfred von Nazis Misshandelt wurde, von Geinsheim nach Mannheim. Am 22.10.1940 wurden Alfred und Amalie im Rahmen der Bürckel-Wagner-Aktion von Mannheim aus nach Gurs deportiert. Im August 1942 folgte die Deportation über das Sammellager Drancy nach Auschwitz. Wahrscheinlich sind sie kurz nach ihrer Ankunft am selben Tag ermordet worden.


Mané, Elias 

geb. 29.10.1871 in Geinsheim. Am 22.10.1940 im Rahmen der Bürckel-Wagner-Aktion vermutlich zuhause in Geinsheim abgeholt und von der Pfalz aus über 1366km ins Internierungslager Gurs deportiert. Elias starb am 23.7.1943 in Cornil (Frankreich). 


Mané, Hildegard (Hilda) 

geb. 23.09.1879 in Geinsheim. Am 22.10.1940 im Rahmen der Bürckel-Wagner-Aktion vermutlich zuhause in Geinsheim abgeholt und von der Pfalz aus nach Gurs deportiert. Im August 1942 Deportation über Drancy nach Auschwitz. Wahrscheinlich ist sie kurz nach ihrer Ankunft am selben Tag ermordet worden.


Mané, Isidor I

geb. 11.10.1870 in Geinsheim und 

Emilie geb. Lehmann

geb. 9.3.1875 in Gommersheim mit Tochter

Melanie (Melli)

geb. 31.8.1899 in Geinsheim.

Am 22.10.1940 wurde die Familie im Rahmen der Bürckel-Wagner-Aktion von Mannheim aus nach Gurs deportiert. Emilie starb dort am 6.11.1941. Isidor verstarb entweder am 14.12.1941 in Gurs oder am 15.12.1941 in Les Milles. Möglicherweise starb er während der Deportation nach Les Milles. 

Melli wurde von Gurs aus ins Internierungslager nach Les Milles deportiert. Von dort brachte man sie ins Sammellager Drancy, um am 7.9.42 über 1490km nach Auschwitz deportiert zu werden. Wahrscheinlich ist sie kurz nach ihrer Ankunft am selben Tag ermordet worden. 


Mané, Mina

geb. 20.12.1903 in Geinsheim. Mina besaß ein Wollwarengeschäft und war noch im Telefonbuch von 1935/36 vermerkt. Man kann vermuten, dass auch sie nach der Reichspogromnacht den Ort verließ, weil auch ihr Geschäft sicherlich zerstört wurde. Danach verzog sie nach Mannheim und 1939 nach München. Sie arbeitete dort als Heimgehilfin. Sie wurde am 13.3.1943 deportiert aus München mit der "Welle V". Vermutlich wurde sie am 15.3.1943 in Auschwitz ermordet. Auf der Meldekarte ihres Vaters Isidor II. wurde sie am 31.12.1945 für tot erklärt. Mina im Gedenkbuch München.


Pineles Isidor

geb. vermutlich im März 1898 in Majdan/Galizien (von ihm liegen mehrere ungenaue Geburtsdaten vor). Dem Schriftverkehr ist zu entnehmen, dass er ukrainischer Staatsbürger war.

Pia geb. Hellsinger

geb. 24.5.1908 in Beitsch/Schlesien (im heutigen Polen) mit 

Tochter Beatrice (Beate)

geb. 28.2.1928 in Ludwigshafen. 

Wann die Familie nach Geinsheim zog, ist nicht bekannt. Nach 1936 zog die Familie nach Neustadt, zum einen musste Tochter Beate dort die Judenschule besuchen, zum anderen war das Auskommen des als Vorbeter tätigen Isidors vermutlich nicht mehr gesichert. Noch vor September 1939 folgte der Umzug zumindest von Isidor ins hessische Gudensberg. 1939 wurde die Familie als „Ostjuden“ ausgewiesen. Sie lebten erst in Krakau und wurden dann am 17.2.1941 nach Lublin transportiert. Die Familie wurde im Vernichtungslager Majdanek ermordet. 


Roelen, Helene geb. Röthler

geb. 15.10.1907 in Geinsheim o. Kaiserslautern. 1938 heiratete sie Jacob Roelen und zog nach Rockenhausen. Dort wurde im Mai 1939 ihr Sohn geboren. Die Familie wurde im Rahmen der Bürckel-Wagner-Aktion nach Gurs deportiert. Am 1.9.1942 wurden sie nach Drancy deportiert und am 4.9.1942 in das Vernichtungslager Auschwitz. Vermutlich wurden sie am selben Tag ermordet. Ihr Sohn konnte gerettet werden. 


Röthler, Berta geb. Strauß

geb. 1.7.1868 in Kaiserslautern. Ihr Ehemann Leopold war ab 1909 Religionslehrer in Geinsheim. Am 22.10.1940 wurde Berta Röthler im Rahmen der Bürckel-Wagner-Aktion vermutlich zuhause in Geinsheim abgeholt und von der Pfalz aus nach Gurs deportiert. Zwischen dem 17. und 28. Februar 1941 wurden etwa 600 deutsche Juden und Jüdinnen von dort aus ins Internierungslager für Alte und Kranke in Noé transportiert. Wahrscheinlich war sie eine davon. Sie starb im Internierungslager Noé am 5.7.1943.





Was den ermordeten Geinsheimern widerfuhr ist schwer zu rekonstruieren. Manches wurde durch mündliche oder schriftliche Überlieferungen weitergegeben. Vieles kann den Akten entnommen werden. Leider konnten nur die Überlebenden auf "Wiedergutmachung" klagen, somit bleibt vieles verborgen was die Opfer ohne (überlebende) Angehörige ertragen mussten.


Weitere Personen mit Bezug zu Geinsheim

Bär, Julchen geb. Mané

geb. 13.1.1872 in Geinsheim. Julchen heiratete 1901 den aus Strümpfelbrunn (Baden-Württemberg) stammenden Salomon Bär und lebte mit diesem in Strümpfelbrunn. Das Ehepaar sowie der 1902 geborene und in Mannheim lebende Sohn Moses wurden im Rahmen der Bürckel-Wagner-Aktion nach Gurs deportiert, wo Salomon verstarb. Julchen und ihr Sohn wurden in Auschwitz ermordet. 


Dornberger, Auguste

geb. 1. August 1860 in Geinsheim und ihre Schwester 

Dornberger, Susanne

geb. 25.2.1863 in Geinsheim 

zogen mit ihren Eltern und ihrer Schwester Johanna (1865-1934) noch in ihrer Kindheit nach Heßheim (bei Frankenthal). Im Rahmen der Bürckel-Wagner-Aktion wurden beide nach Gurs deportiert, wo Johanna am 30.12.1941 und Auguste am 4.1.1942 starben.


Frank, Flora geb. Mané

geb. 24.4.1885 in Geinsheim. Nach der Heirat mit Friedrich Julius Frank lebte sie in Sickenhofen (bei Darmstadt). Dort wurden 1922 und 1926 die beiden Söhne geboren. Die Familie wurde am 25.3.1942 ins Ghetto Piaski verschleppt. Niemand aus der Familie überlebte.


Frank, Lina geb. Mané 

geb. 28.4.1980 in Geinsheim, lebte mit ihrem aus Sickenhofen (bei Darmstadt) stammendem Mann Simon in Wuppertal. Dort wurde auch 1922 der gemeinsame Sohn geboren. Das Ehepaar wurde am 10.11.1941 in das Ghetto Minsk deportiert. Lina und Simon überlebten die Shoah nicht. 


Kafka, Wilhelmine geb. Mané 

geb. 25.11.1880 in Geinsheim, lebte mit ihrem Ehemann Salomon erst in Karlsruhe später in Mannheim. Wilhelmine wurde am 26.4.1942 von Stuttgart aus ins Ghetto Izbica deportiert. Sie wurde im Vernichtungslager Majdanek oder Belzec ermordet.


Mané, Heinrich 

geb. 17.06.1878 in Geinsheim, lebte mit seiner Frau Paula geb. Gerst in Karlsruhe. Am 22.10.1940 wurden Heinrich und Paula im Rahmen der Bürckel-Wagner-Aktion von Karlsruhe nach Gurs deportiert. Von dort wurden sie im August 1942 über das Sammellager Drancy nach Auschwitz verschleppt. Er und seine Frau wurden dort ermordet. 


Mané, Heinrich Salomon

geb. 30.5.1873 in Geinsheim, lebte in Mannheim. Am 22.10.1940 wurde Heinrich Salomon im Rahmen der Bürckel-Wagner-Aktion von Mannheim aus ins Internierungslager Gurs deportiert. Von dort kam er ins Internierungslager Récébédou, wo er am 31.10.1941 starb.


Mané, Isaak (Sally)

geb. 7.3.1888 in Geinsheim, lebte mit seiner Frau Hedwig geb. Reis und dem 1923 in Bad Dürkheim geborenen Sohn in Bad Dürkheim. Am 22.10.1940 wurde die Familie im Rahmen der Bürckel-Wagner-Aktion von Bad Dürkheim aus ins Internierungslager Gurs deportiert. Von dort wurden sie im August 1942 vermutlich über Drancy nach Auschwitz deportiert. Wahrscheinlich sind sie kurz nach ihrer Ankunft am selben Tag ermordet worden.


Mané, Sigmund

geb. 30.1.1882 in Geinsheim, lebte in Frankfurt am Main. Er wurde von Frankfurt in das Ghetto Litzmannstadt (Lodz) deportiert. Sigmund starb dort laut Unterlagen an Entkräftung am 17.1.1942. 


Mané, Simon

geb. 29.3.1894 Geinsheim, lebte mit seiner Frau Helene geb. Herzberger in Wachenheim, wo auch die gemeinsamen Kinder 1929 und 1931 geboren wurden. Am 22.10.1940 wurden Simon und Helene im Rahmen der Bürckel-Wagner-Aktion von Wachenheim ins Internierungslager Gurs deportiert. Im August 1942 folgte die Deportation über Drancy nach Auschwitz. Zum 4.9. wurde Helene und zum 11.10.1942 Simon für tot erklärt.


Schwab, Sophie geb. Mané

geb. 27.8.1883 in Geinsheim, lebte mit ihrem Mann in Wuppertal. Sie wurde von Düsseldorf aus am 10.11.1941 nach Minsk deportiert. Sie überlebte die Shoah nicht.